Marcel Georg: Podcasts im Politikunterricht – zeitgemäßes Prüfungsformat oder Altes in neuer Verpackung?

Marcel ​Georg

Podcasts im Politikunterricht – zeitgemäßes Prüfungsformat oder Altes in neuer Verpackung?


Urteilsbildung ist die zentrale Kompetenz im Politikunterricht. Der Weg zu einem (fundierten) Urteil ist jedoch weit, dafür braucht es Raum und Zeit, um sich mit dem Thema intensiv zu beschäftigen, die Gedanken zu dem Thema zu sortieren und eine Argumentationsstruktur zu entwickeln. Idealerweise gibt es noch eine dezidierte (Gegen-)Postion, zu der man Stellung beziehung und sich ggf. reiben kann.
Passend zur Themenreihe Ökologie und Ökonomie, die ich gerade mit meiner E-Phase behandele, habe ich dafür den Podcast **Wohlstand für alle** von Ole Nymoen und Wolfgang M Schmitt entdeckt. Die beiden beschäftigen sich in ihrem Podcast mit dem Überthema Wirtschaft und gehen in 20-30 minütigen Gesprächen auf viele aktuelle Themen ein, besprechen aber auch historische Zusammenhänge und theoretische Untermauerungen der wirtschaftlichen Theorien.
Das schien mir geeignet für eine E-Phase, die ich seit dem Halbjahr unterrichte.

Ursprünglich wollte ich dazu gerne eine Klausurersatzleistung gestalten, in der neben der Stellungnahme auch eine Feedbackschleife der Schüler:innen untereinander stattfindet, die dann auch die Bewertung miteingehen. Dann kam aber der Beschluss, dass diese Gruppen wieder in Wechselunterricht, respektive Vollpräsenz gehen und ich war verpflichtet eine „normale“ Klausur zu schreiben. Da ich meine Grundidee aber beibehalten wollte, habe ich nun ein hybrides Format entwickelt, bei dem ich versucht habe, gewisse Aspekte eines „zeitgemäßen“ Prüfungsformates mit den Regularien, die im hessischen Schulgesetz stehen, zu vereinbaren.

Das Resultat: Die Schüler:innen dürfen sich aus 5 Podcasts einen für die Klausur aussuchen, diesen intensiv vorbereiten und ihre Noitzen mit in die Klausur nehmen – Open Book sozusagen. Auch das Nutzen des mobilen Endgeräts zum Nachhören und Recherchieren während der Klausur war erlaubt.
Ich habe hier einen Testlauf aufgenommen, wer sich den vorbereitend anschauen möchte: https://www.loom.com/share/a6e490caf3cf4c8eb7f8e0727c4efeea (Da sind dann noch 2,3 Podcasts rausgeflogen, aber die Idee blieb die gleiche)
Die Aufgabenstellung erhalten sie dann erst zur Klausur, Analyse & Stellung nehmen waren aber die Hautpbestandteile der vorherigen Unterrichtseinheiten.

Ich habe Lust, euch mein Vorgehen genauer vorzustellen, den Ausblick „was hätte ich alles bei der Klausurersatzleistung noch machen wollen“ aufzeigen und mit euch zu diskutieren, ob es sich hierbei um etwas „zeitgemäßes“ handelt oder eher um „Altes in neuer Verpackung“.

Ich heiße Marcel, bin derzeit Lehrkraft im Vorbereitungsdienst und noch ganz am Anfang meiner Berufsbiographie. Ich höre selber sehr gerne Podcasts und kann mir darüber sehr gut Zusammenhänge erschließen, bzw. die Podcasts als Ausgangspunkt für die weitere Recherche nehmen.
Das Ziel meines erarbeiteten Prüfungsformats ist die Schüler:innen „ins kalte Wasser“ zu stoßen, sie über die extrinsische Motivation einer Prüfung an das Format heranzuführen und sie dadurch für den auditivien Zugang des Wissenszuwachses zu begeistern.

Protokoll